Zu einer richtigen Feier gehören eigentlich Gäste. Das dachte sich auch die Markthalle IX in Berlin und lud deshalb zur kleinen Feier des Internationalen Jahres der Hülsenfrüchte am 9. April zwei ganz besondere Gäste aus Italien ein: Sofia Molfeta aus Apulien & Alessandro Angelini aus Umbrien. Die wiederum brachten Herrliches aus ihrer Heimat mit: schwarze Kichererbsen, Wilderbsen, Berglinsen und wunderschön gemusterte Bohnen.

 

Sofia und Alessandro machen in Italien das, wofür in Deutschland Woldemar Mammel mit der Albleisa steht: Sie bauen alte heimische & seltene Hülsenfrüchte an und schützen sie so vor dem Aussterben. Laut FAO, der Welternährungsorganisation, ist allein in den letzten 70 Jahren drei Viertel der landwirtschaftlichen Sortenvielfalt durch den Ausbau von Monokulturen verloren gegangen.

Die Wiederentdeckte

Die schwarze Kichererbse „Ceci Neri“ hat Glück gehabt. Noch vor sechzig Jahren zählte „Ceci Neri“ zur vorherrschenden Bauernsorte in der nördlichen Höhenlandschaft von Apulien, alle bauten sie an. Als immer mehr Kleinbauern verschwanden, verschwand auch sie. Bis Sofia einschritt. Zusammen mit Freunden, allesamt junge Städter aus Bari, reaktivierte sie einen alten Bauernhof nahe dem Castel del Monte, eröffnete darin ein Restaurant und baut seitdem nicht nur die schwarze Kichererbse und Fave an, sondern auch alte Gemüsesorten. Wer Sofia und die schwarze Kichererbse mal besuchen mag, Fremdenzimmer gibt es auf ihrem Hof auch.

Die schwarze Kichererbse schmeckt unglaublich lecker. Sie ist kräftiger und nussiger als die gewöhnliche, weiße Kichererbse. Sie zerfällt nicht beim Kochen und soll sich gekocht 14 Tage im Kühlschrank halten. Allerdings ist die schwarze Kichererbse nur von außen schwarz, beim Zerkauen oder Pürieren zeigt sich ihr helles Inneres.

Schwarze Kichererbsen

Schwarze Kichererbsen: getrocknet, gekocht & als Hummus

Die Hüter des Hülsenfrucht-Erbes

Alessandro Angelini hingegen stammt aus einer Familie, die schon seit vielen Generationen in den Bergen Umbriens Wilderbsen, Berglinsen und die unterschiedlichsten Bohnen anbaut. Insgesamt sind es über 30 verschiedene alte und heimische Hülsenfruchtsorten sowie Dinkel, die der kleine Familienbetrieb – bestehend aus Alessando, seinen Eltern sowie Bruder und Schwester – in 1000 m Höhe auf traditionelle Weise bewirtschaftet. Dabei ist der Mondkalender genauso wichtig wie das über Generationen angesammelte Wissen, zum Beispiel zum perfekten Zeitpunkt der Aussaat. So verrät mir Alessandro, dass der Boden bei der Aussaat unbedingt trocknen sein muss, denn sonst wird der Mikroorganismus des Bodens zerstört. Irgendwie meine ich beim Probieren der Wilderbse dieses Unbändige und Ungebrochene raus zu schmecken. Die Wilderbse ist herrlich aromatisch und bissfest, behält ihre dunkle Farbe nach dem Kochen und sticht mit einem ganz eigenen Geschmack heraus. Wunderbar ist sie in der Kombination mit einem guten Olivenöl. Erlesene Restaurants rund um Perugia führen sie auf ihrer Speisekarte. Und die getrockneten Hülsenfrüchte gibt es eigentlich nur auf dem lokalen Markt bei Alessandros Mutter und Schwester zu kaufen. Ein „Uneigentlich“ gibt es zum Glück aber auch.

Bohne aus Umbrien

Ist sie nicht schön?

Die Olivenöl-Spur

Und das führt uns zurück zum guten Olivenöl. Indirekt hat nämlich das Olivenöl Alessando und Sofia und ihre einzigartigen Hülsenfrüchten nach Berlin gebracht; direkt war es Conrad Bölicke. Bölicke ist Kopf und Herz von arteFakt, der Olivenölkampagne, die bestes Olivenöl von ausgewählten, traditionellen Olivenbauernfamilien aus Italien, Spanien und Griechenland ohne Zwischenhandel nach Deutschland bringt. Einer der Olivenbauern erzählte Bölicke von Alessandros Wilderbsen und Berglinsen, und da Bölicke ein Mann der Tat ist, machte er sich kurzerhand in die Berge von Umbrien und suchte die außergewöhnlichen Hülsenfrüchte auf. Zu lecker, um sie zu verschweigen, befand Bölicke und nahm sie zusammen mit der apulischen „Ceci Neri“ in das Sortiment von arteFakt auf. Wer alle drei vorher probieren will, könnte das am 30.4. + 1.5. auf dem Olivenöl-Abholfest in Wilstedt bei Bremen tun. Zum jährlichen Abholfest kommen nicht nur die frisch gepressten Olivenöle, sondern auch ihre dazugehörigen Olivenbauern aus Italien, Spanien und Griechenland angereist. Dazu gesellen sich um die 20.000 Besucher jedes Jahr und machen es zum einer fröhlichen Spektakel, inklusive Hülsenfrucht-Probieren.

Sofia Molfeta: www.ilpinogrande.it (nur auf Italienisch)
Alessandro Angelini: www.farrodimonteleone.it
Albleisa: www.lauteracher.de
Olivenölkampagne: www.artefakt.eu
Markthalle IX: www.markthalleneun.de