Der Dampf muss beim Kochen der Bohnen so richtig zurren, erst dann geht es los. Denn Bohnen können etwas, was kaum einer weiß: Sie erzählen Geschichten. Hören kann sie nur, wer zuhören kann. Die 76-jährige Tokue kann es, der Imbissbesitzer Sentaro erstmal nicht.

In ihrem Spielfilm „Kirschblüten und rote Bohnen“ feiert die japanische Regisseurin Naomi Kawase die Kunst der Zubereitung süßer roter Bohnenpaste (auf Japanisch: An) in wunderschönen Bildern. Die Kunst des Zuhörens feiert sie gleich mit. So klebt die rote Bohnenpaste nicht nur Sentaros Dorayakis (Pfannkuchen) zusammen, sondern kittet auch zwischenmenschliche Risse.

Irgendwie klar, dass ich mir diesen Film anschauen musste. Der Originaltitel und auch der englische Titel des Films heißen übrigens ganz schlicht „An“ bzw. „Sweet Red Bean Paste“. Nur in Deutschland schien man den Bohnen nicht zu trauen und streute zur Sicherheit noch Kirschenblüten mit in den Titel. Von Bedeutung sind sie für den Film nicht, die Bohnen schon. Sind sie doch das Highlight des Films. Die Bilder rund um das Herstellen der Bohnenpaste sind einfach bezaubernd.

Kawase wirft in ihren Filmen gern Blicke auf Dysfunktionen der japanischen Gesellschaft, und geht dabei oft anmutig wie schonungslos vor. Auf „Kirschblüten und rote Bohnen“ trifft das allerdings leider nicht zu. Der eigentlich starke Hintergrund des Films – der Umgang mit Menschen in Japan, die einst an Lepra erkrankt waren – plätschert eher dahin, während ein anderer Strang gar nicht erst aufgelöst wird. Dennoch ist es ein schöner Film, der 2015 die Sektion „Un Certain Regard“ des Filmfestivals in Cannes eröffnet hat. Kawase ist mit ihren Filmen ohnehin Stammgast in Cannes seit sie 1997 für ihren Film „Suzaku“ die Goldene Palme für die beste Regie bekam. In deutsche Programmkinos kommen ihre Filme nur selten. Ein Grund mehr den Film anzusehen. Und wie Bohnenpaste traditionell hergestellt wird, lernt man auch. Das Rezept dazu gibt’s hier: https://beanbeat.de/mochi-mit-bohnenmus-und-erdbeere/