Dass Liebe durch den Magen geht, ist bekannt. Doch in Japan schwappt diese Liebe schon mal vom Magen zurück ins Sprachzentrum und kann dann ein „Ich möchte mit Deiner Miso-Suppe aufwachen“ hervorbringen. Was so seltsam blumig klingt, ist in Japan Ausdruck höchster Gefühle und tatsächlich ein Heiratsantrag. Schließlich ist Miso-Suppe nicht irgendeine Suppe, sie ist japanisches Nationalgericht und darf bei keiner Mahlzeit fehlen; auch nicht beim Frühstück. Daher gilt: „Drum prüfe, wer auf ewig Deine Miso-Suppe anrühre.“ (Ach ja, Miso enthält Sojabohnenpaste; es ist quasi ein Heiratsantrag mit Bohne :-))

Message in a box

Nicht weniger poetisch geht’s bei den japanischen Bento-Lunchboxen zu. Sie sind die stillen Liebesbotschafter für’s leibliche und seelische Wohl der Liebsten. Statt eines schnell geschmierten Pausenbrots, findet sich in ihr eine vollständige Mahlzeit mit gekochtem Reis, knackigem Gemüse, frischem Omelette, angebratenem Tofu oder Hühnchen. Weil das – bei aller Liebe – am frühen Morgen selbst für die japanische Hausfrau zeitlich kaum machbar ist, wird immer sonntags für die gesamte Woche vorgekocht. Nur das Omelette kommt jeweils frisch dazu. Doch das Besondere der Bento-Box sind nicht die Zutaten, ihre wahre Kür liegt im Arrangement. Farblich akzentuiert und harmonisch, stilsicher und kreativ. Ihre Mission ist Liebe auszustrahlen und Energie für den Tag zu geben.

Die Überbringerin

Kaoru Iriyama ist hierin Expertin. Sie ist Meisterin der Achtsamkeit in der Küche und Botschafterin für japanische Esskultur. Bei der wunderbaren Katja von Katjakocht hat uns Kaoru – Japanerin, Politikwissenschaftlerin, Köchin und in Berlin lebend – einen Nachmittag lang unglaublich inspirierende und lehrreiche Einblicke in das Kochen und Gestalten der essbaren Liebesbotschaften gegeben. Meine Messer haben seitdem beim Kochen immer Kopfkissen, der Reis wird nur noch mit dem richtigen Wasser gegart und das Gemüse entlang der Maserung so geschnitten, dass es schön knackig bleibt. Schau unbedingt mal auf Kaorus Website vorbei.

Bento-Box mit Bohne

Sieht einfacher aus als es tatsächlich ist. Das Omelette wird in mehreren Schichten gebraten – ähnlich einem Baumkuchen – und hat deshalb schön viel Potenzial zum Misslingen. Bevor es in Scheiben geschnitten wird, kommt es in eine Sushi-Matte und bleibt dort zum Formfestigen und Abkühlen.

Neben den Omelette-Scheiben gab es grüne Bohnen, Brokkoli, Karotten-Blümchen, Tomaten, Paprika, Weintrauben, Shiso-Blätter, Terriyaki-Hühnchen und Reis.

Messer mit Kopfkissen

FÜR 4 PERSONEN

3 Eier
1/4 TL Dashi-Pulver, in 40 ml warmem Wasser aufgelöst
1 EL Zucker
2 TL Sojasauce, wenn vorhanden, helle-Sojasauce (Usukuchi-shyoyu), wenn nicht dann eine normale dunkle Sauce
1 EL Mirin
Öl zum Braten

Kaorus Rezept für Tamagojaki (aufgerollte Omelette japanischer Art) 卵焼き

Eier mit Stäbchen oder Gabel (nicht mit Schneebesen!) verquirlen. Dashi-Lösung, Zucker, Sojasauce und Mirin dazugeben. Gut umrühren.

Das Öl in einer beschichteten Pfanne erhitzen, ein Viertel der Ei-Mischung in die Pfanne gießen. Sich bildende Blasen mit den Stäbchen zerstechen.

Wenn die Ei-Mischung halb fest geworden ist, mit Kochstäbchen (oder mit einem Wender) zu einer Seite der Pfanne schieben.

Ein weiteres Viertel der Ei-Mischung in die Pfanne geben, wieder dünn braten. Wenn die zweite Schicht halb gebraten ist, mit dem Stäbchen über die erste, zusammengeschobene Schicht wickeln.

Den gleichen Vorgang noch zweimal wiederholen. Am Ende die Rolle gut und fest braten. Herausnehmen, abkühlen lassen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden.