Linsen_solo_bearbeitetSie ist mein heimlicher Star unter den Linsen.
Obwohl „heimlich“, stimmt natürlich nicht.

Denn wer mich kennt, kennt auch sie, und ihre unglaublich schöne Geschichte.
Eine Geschichte, die alles hat:
Aufbruch, Widerstände, und am Ende ein Happy End.
In Berlin kam 2014 ein weiteres hinzu!

Doch die eigentliche Geschichte fängt 1985 an,
Woldemar Mammel beginnt wieder Linsen in Deutschland,
genauer auf der Schwäbischen Alb, anzubauen.
Seit den 1960er Jahren waren diese nämlich komplett von deutschen Feldern verschwunden, und ihr heimisches Saatgut gleich mit. Mammel muss deshalb auf französisches zurückgreifen. Gleichzeitig begibt er sich auf die Suche nach den usprünglichen Linsensorten der Schwäbischen Alb, der Späths Alb-Linse I + II, und findet sie nicht.

2001 erklärt Woldemar Mammel sie für ausgestorben.
2006 nimmt ein Freund Mammels, Klaus Lang, die Suche wieder auf, und wird tatsächlich fündig: 2.400 km entfernt in St. Petersburg, in der Wawilow Saatgutbank. Lang organisiert zwei kleine Tütchen mit 350 Linsensamen aus Russland, und übergibt sie an Woldemar Mammel.
Doch sind die Samen überhaupt keimfähig?

03_Linsen2_beanbeat2007 folgt der Versuch, sie werden ausgesät.
Und ja, fast alle keimen. Jetzt geht es an die Vermehrung.
Unter optimierten Bedingungen – ohne Regen, ohne Hagel, ohne Blattläuse – im Glashaus,
kann aus einem Samenkorn 400 bis 500 neue Körner gewonnen werden.
2010 werden die Späths Alb-Linsen zum ersten Mal auf dem Feld ausgesät, auf 50.000 Quadratmeter.
2011 sind es bereits 340.000 Quadratmeter, und noch im selben Jahr kommt die Späths Alblinse II in den Handel.
2012 folgt die Späths Alb-Linse I. Über 70 Bio-Betriebe auf der Schwäbischen Alb haben sich inzwischen zur Erzeugergemeinschaft „Öko-EZG Alb-Leisa“ zusammengeschlossen, um den Linsenanbau sowie den Vertrieb wirtschaftlich rentabel halten zu können, und so dauerhaft zu sichern.

04_Linsen_Beikraut_beanbeat2014 reiht sich eine weitere Station der Späths Alb-Linse ein:
Die Alb-Linse I, „Die Große“, ist diesen Sommer in die deutsche Hauptstadt gekommen, und in Berlin-Spandau prächtig gediehen!

Natürlich nicht auf irgendeinem Feld, sondern auf dem 2000 Quadratmeter Feld, dem Innovationsprojekt der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. 2000 Quadratmeter kommen nämlich heraus, wenn die weltweite Ackerfläche von 1,4 Milliarden Hektar durch die derzeitige Zahl der Menschen auf der Erde, also gut 7 Milliarden, geteilt wird. Auf dem Feld in Berlin wurde zudem die Weltanbaufläche gespiegelt und so wachsen Weizen, Mais, Reis und Soja auf der Hälfte der Feldfläche, und Hülsenfrüchte immerhin auf 120 qm, und die Alblinse mittendrin!

05_Hand_Linsen_beanbeatLinsen_dreschen

Am 18.9.2014 war es soweit, die Linse wurde getest.
Zusammen mit Woldemar Mammel,
angereist von der Schwäbischen Alb, Benny Haerlin und Luise Körner vom 2000 Quadratmeter-Feld, Slow Food Berlin und fieldworks Stadt + Landwirtschaft Berlin Cotonou wurde die Linsen ausgedroschen, gekocht und mit selbstgemachten Spätzle im Prinzessinnengarten in Berlin verzehrt.

Und 2015 ist sie wieder in Berlin dabei!
Dieses Jahr darf auch die Alb-Linse II, „Die Kleine“, mit ins 2000 qm-Feld.