In Italien gilt sie als Delikatesse, in Deutschland als Tierfutter: die Ackerbohne. Je nach Region wird sie auch Saubohne, Puffbohne, Pferdebohne oder Dicke Bohne genannt; ihr Schicksal – der Futtertrog – bleibt aber gleich. Umso unverständlicher, wenn man sie einmal als Püree (in Italien als Fave) essen durfte. Sofort danach ist das Leben anders. Wärmer, leichter, herzlicher. So einfach kann’s sein!
Herkunft: Italien
In Italien gehe ich immer als Italienerin durch. Selbst mit Kamera um den Hals und mit Stadtplan in der Hand werde ich – stets auf Italienisch – gefragt, ob der Bus auch da und da hält, wo der Eingang des Gebäudes ist oder wie man schnellsten von hier nach dort gelangt. Soweit ich das überhaupt verstehe, denn Italienisch spreche ich eigentlich nicht; trotz italienischem Nachnamens, und den von Geburt an. Vor rund 200 Jahren muss sich ein Italiener namens Antoni ins heutige südöstliche Hessen verirrt und dort niedergelassen haben. Hier gibt es viele Antonis. Und fast nur solche, die – wie ich – auch kein Italienisch können. Doch geht es ums Essen, macht sich doch ne Italienerin in mir bemerkbar. Zum Beispiel bei Fave, diesem Püree aus Ackerbohnen, dessen Optik nur Uneingeweihte abschreckt. Denn dieser Bohnen-Brei ist dafür gemacht, dass er Körper und Geist in einen sofortigen Glückseligkeits-Modus versetzt. Und das ziemlich langanhaltend, weil schön sättigend ist Fave natürlich auch.
Geheimzutat: Zeit
In Italien wird Fave meist als Antipasti gegessen, mit frischem Gemüse nach Saison. So ne richtige Fave wird nach traditioneller Zubereitung übrigens nicht mal so schnell nebenbei gekocht. Einen halben Tag oder länger kann das schon dauern. Bei niedriger Temperatur und unter ständigem Rühren lassen sich die Bohnen erst nach und nach ihre verführerische Geschmeidigkeit entlocken, die eine gute Fave so unvergesslich macht. Auch werden normalerweise die Zwiebeln nicht einfach nur angedünstet, sondern ins Wasser gelegt, das stündlich gewechselt wird. So wird ihre Schärfe entzogen, ohne dem Geschmack zu schaden. In der traditionellen Fave sind zudem ein bis zwei Kartoffeln enthalten. Bei mir nicht, ich mag Kartoffeln nicht. Im Rezept sind sie als Option aber mit drin. Mein Rezept ist ansonsten einfach eine etwas schnellere Version der Fave, angepasst an die knappere Zeit von heute.
Hauptzutat: Heimische Ackerbohne
Leider sind Ackerbohnen aus Deutschland in Deutschland – und das obwohl sie hier in größeren Mengen angebaut werden – gar nicht so leicht zu bekommen. Seit neuestem gibt es sie in Bio-Qualität im Kieler Unverpackt-Laden zu kaufen. Gerade ist das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne dabei, die heimische Ackerbohne bundesweit in Unverpackt-Läden zu bringen. Ansonsten könntest Du auch in italienischen und griechischen Feinkostläden fündig werden. Oder in arabischen Lebensmittel-Läden. Hier handelt es sich dann natürlich um Importware.
Fave vs. Fava
Ach ja, der Unterschied zwischen einer italienischen Fave und der griechischen Fava ist, dass die griechische Variante aus Platterbsen gemacht wird. Nicht weniger köstlich! Wer das mal probieren möchte, ist herzlich zum 1. Fava-Festival am 1. November 2019 in Berlin eingeladen. Alle Infos dazu gibt es hier: Klick!
Das Rezept
Ackerbohnen-Püree (Fave) mit gedünsteten Zwiebeln
FÜR 2 PERSONEN
100 g getrocknete Ackerbohnen, geschält
oder: 150 g ungeschälte Ackerbohnen
1 Lorbeerblatt
optional: 100 g Kartoffeln
1 rote Zwiebel
Olivenöl
2 EL Weissweinessig
Salz & Pfeffer
- Die Ackerbohnen einweichen.
Geschälte Ackerbohnen: 2 Stunden. Ungeschälte Ackerbohnen: über Nacht. - Die Ackerbohnen abgießen, kalt abspülen. Bei ungeschälten Ackerbohnen kann nun die Haut entfernt werden.
- Bohnen zusammen mit dem Lorbeerblatt in einen Topf geben. Ausreichend Wasser dazugeben (etwa 2 cm höher als Bohnen) und zugedeckt zum Kochen bringen. Danach auf kleiner Flamme ca. 30 Minuten kochen, bis Bohnen komplett zerfallen sind. Hin und wieder umrühren.Optional: Jetzt die geschälte Kartoffeln dazugeben und mitgaren. Ggf. Wasser zufügen.
- Die Zwiebel schälen und in Ringe schneiden. In einer Pfanne 1 EL Olivenöl erhitzen und die Zwiebel darin weich dünsten.
- Aus Essig, Salz, Pfeffer sowie 3 EL Olivenöl eine Sauce rühren. Die noch warmen Zwiebeln hinzufügen.
- Falls die Ackerbohnen (und Kartoffeln) nicht zu einem feinen Püree zerfallen sind, kann mit einem Mixer nachgeholfen werden.
- Das Bohnen-Püree in einer flachen Schlüssel anrichten und die Zwiebeln mit Sauce darüber verteilen. Lauwarm servieren.
Guten Appetit!
Cäcilia, hast du schon mal brot mit fave gebacken? Das wurde mich sehr interessieren.
Herzlich
Doris Martensen
Ventimiglia
Italien
Liebe Doris,
ich habe mal an einem Backworkshop mit Ackerbohnen(-Mehl) teilgenommen und das war sehr spannend! Bis 30% Ackerbohnen wurden hier in den Teigen für Brote und Brötchen verwendet. Da Ackerbohnen-Mehl sehr viel Feuchtigkeit bindet, bleiben die Backwaren länger frisch und haben dennoch ein tolle Kruste. Wenn Du magst, kann ich Dir ein paar Rezepte schicken.
Herzliche Grüße nach Italien
Cecilia
Hallo Cecilia,
eigentlich habe ich nur ein Rezept für schwarze Kichererbsen gesucht. Dann bin ich auf deinem Blog gelandet und habe sofort angefangen, weiter zu stöbern. Nicht nur weil ich Linsen mag, sondern auch sonst alle Hülsenfrüchte. Danke für die vielen tollen Rezepte. Ich habe mir jetzt vorgenommen, eines nach dem anderen auszuprobieren.
Fave, was übersetzt nur Ackerbohne heißt, kenne ich vor allem roh zum Aperitivo und frisch leicht gegart mit rohen Zwiebelringen, etwas Essig und Olivenöl darüber. Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer und – wenn es nicht vegetarisch sein muss – etwas Thunfisch dazu. Das ist ein Ligurisches Rezept. Hier in Apulien habe ich die Fave bisher vor allem frittiert und gesalzen als Knabberei kennengelernt. Das Pürree aus getrockneten Fave hatte ich noch nicht gekannt, werde das jetzt aber auch mal probieren.
Lieben Gruß aus Apulien
Eva
Liebe Eva,
vielen lieben Dank für Deine schöne Nachricht.
Tatsächlich stammt das Rezept der Fave mit der getrockneten Ackerbohne aus Apulien. Eine Bekannte aus Apulien hat es für mich immer gekocht, wenn sie in Berlin war. Sie nimmt dazu geschälten, getrockneten Bohnen. In Apulien solltest Du sie gut bekommen können, in Deutschland ist das schwieriger.
Ich beneide schon etwas, dass Du an der Quelle all der tollen Hülsenfrüchte in Italien sitzt. 🙂
Herzliche Grüße nach Apulien
Cecilia
Hallo, Leider haben meine ungeschälten Ackerbohnen nach dem Einweichen und beim Kochen sehr unangenehm gerochen (ich würde es als „pupsig“ beschreiben :D), kann ich sie dennoch guten Gewissens essen?
Liebe Grüße
Karina
Liebe Karina,
entschuldige bitte die späte Antwort.
Ansich riechen Ackerbohnen nach dem Einweichen und auch beim Kochen nicht unangenehm; auf jeden Fall weniger als zum Beispiel Kidneybohnen.
Ich hatte das aber auch einmal und weiß deshalb, was Du meinst. Ich hatte mir das damals so erklärt, dass die Bohnen vielleicht nicht gut gelagert worden waren. Gegessen habe ich sie trotzdem und kann nix Nachteiliges berichten.
Bitte davon nicht abschrecken lassen!
Viele herzliche Grüße
Cecilia