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Sie ist mein heimlicher Star unter den Linsen. Obwohl „heimlich“, stimmt natürlich nicht.
Denn wer mich kennt, kennt auch sie, und ihre unglaublich schöne Geschichte.
Eine Geschichte, die ich allzu gerne erzähle, denn sie hat alles:
Aufbruch, Widerstände, und am Ende schliesslich ein Happy End.
Und jetzt kommt ein weiteres in Berlin hinzu!

Die Geschichte beginnt 1985,
als Woldemar Mammel anfängt Linsen in Deutschland,
genauer auf der Schwäbischen Alb, wieder anzubauen. Er muss dabei auf französisches Saatgut zurückgreifen, denn seit den 1960er Jahren waren Linsen komplett von deutschen Feldern verschwunden, und das Saatgut gleich mit. Eine intensive Suche nach den usprünglichen Linsensorten der Schwäbischen Alb, der Späths Ablinse I + II, beginnt, und bleibt doch erfolglos. 2001 erklärt Woldemar Mammel sie für ausgestorben. 2006 nimmt ein Freund Mammels, Klaus Lang, die Suche wieder auf, und wird tatsächlich fündig: 2.400 km entfernt in St. Petersburg, in der Wawilow Saatgutbank. Lang organisiert zwei kleine Tütchen mit 350 Linsensamen aus Russland, und übergibt sie an Woldemar Mammel. Doch sind die Samen überhaupt keimfähig?

Linsen_Hafer_hoch2_bearbeitet2007 folgt der Versuch, sie werden ausgesät.
Und ja, fast alle keimen. Jetzt geht es an die Vermehrung.
Unter optimierten Bedingungen – ohne Regen, ohne Hagel, ohne Blattläuse – im Glashaus,
kann aus einem Samenkorn 400 bis 500 neue Körner gewonnen werden. 2010 werden die Späths Alblinsen zum ersten Mal auf dem Feld ausgesät, auf 50.000 Quadratmeter. 2011 sind es bereits 340.000 Quadratmeter, und noch im selben Jahr kommt die Späths Alblinse II in den Handel. 2012 folgt die Späths Alblinse I. Über 70 Bio-Betriebe auf der Schwäbischen Alb haben sich inzwischen zur Erzeugergemeinschaft Öko-EZG Alb-Leisa zusammengeschlossen, um den Linsenanbau sowie den Vertrieb wirtschaftlich rentabel halten zu können, und so dauerhaft zu sichern.

2014 reiht sich eine weitere Station der Späths Alblinse ein:
Sie ist diesen Sommer in die deutsche Hauptstadt gekommen, und in Berlin-Spandau prächtig gediehen!
Natürlich nicht auf irgendeinem Feld, sondern auf dem 2000 Quadratmeter Feld, einem Innovationsprojekt der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. 2000 Quadratmeter kommen nämlich heraus, wenn die weltweite Ackerfläche von 1,4 Milliarden Hektar durch die Zahl der Menschen auf der Erde, gut 7 Milliarden, geteilt wird. D.h. theoretisch würden jedem Menschen 2000 qm Anbaufläche zur Verfügung stehen. Zumindest im Moment, bei zunehmender Weltbevölkerung verringert sich diese Fläche natürlich. Auf dem Feld in Berlin wurde zudem die Weltanbaufläche gespiegelt und so wachsen Weizen, Mais, Reis und Soja auf der Hälfte der Feldfläche, und Hülsenfrüchte immerhin auf 120 qm, und die Alblinse mittendrin!

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Inzwischen ist die Alblinse geerntet, und trocknet derzeit.
Am 18.9.2014 ist es dann soweit:
Zusammen mit Woldemar Mammel, angereist von der Schwäbischen Alb, Benny Haerlin und Luise Körner vom 2000 Quadratmeter-Feld, Slow Food Berlin und fieldworks Stadt + Landwirtschaft Berlin Cotonou werden die Linsen ausgedroschen, gekocht und mit selbstgemachten Spätzle im Prinzessinnengarten in Berlin verzehrt.
Ihr seid herzlich dazu eingeladen!
Schreibt mir einfach eine Nachricht, damit ich euch auf die Gästeliste setzen kann.