Weiße Riesenbohnen mit Rhabarber

Dieses Rezept ist schon drei Jahre, und immer wieder köstlich zur Rhabarberzeit: Die weiße Riesenbohne – mit schön viel Röstaromen angebraten – trifft auf meinen Lieblings-Frühjahrsboten, den Rhabarber. Mit Honig und Rauke wird die Kombination fein abgerundet, und ist prima als lauwarme Beilage oder Salat geeignet.

Die große weiße Bohne ist tatsächlich perfekt für leichte Sommerspeisen. Sie schmeckt nicht nur angenehm zart, sie nimmt auch wunderbar die Aromen aller beigefügten frischen Kräuter oder Gewürze an. Was ich besonders an ihr mag: Sie ist eine Bohne, die man – aufgrund ihrer Größe – schön kross anbraten kann und dabei nicht trocken schmeckt. Das Anbraten von gekochten Bohnen ist übrigens eine ganz alte, und fast vergessene Form der Zubereitung. Schon in einem alten Kochbuch von 1856 („Die Holsteinische Küche oder Anleitung zur Führung des Hausstandes“) ist sie genau beschrieben. Ich liebe es, weil der Bohnenkern schön weich bleibt und die Haut angeröstet viel besser schmeckt.

Einen kleinen Haken gibt es allerdings doch bei der weißen Riesenbohne: Es gibt sie nicht überall zu kaufen; aus regionalem Anbau fast gar nicht. Am besten bekommt man sie in Italien und Griechenland. Die Bohnen, die ich hier verwende, sind aus dem Bioladen, stammen aber aus China. Das hatte ich zunächst auf der Verpackung nicht gesehen, sonst hätte ich sie nicht gekauft. Die Kombination ‚China und Bioqualität‘  kommt mir persönlich nicht besonders vertrauenserweckend daher. Deshalb habe ich beim Hersteller nachgefragt, wo genau in China die Bohnen angebaut werden. Die Antwort kam schnell: „In der Provinz Heilongjiang. Der Ort liegt im Nordosten Chinas. Die nächste Stadt ist Harbin.“

Heilongjiangs derzeitige Entwicklung

Heilongjiang gilt als die „Kornkammer Chinas“. Die Provinz grenzt an Russland und die Innere Mongolei und scheint noch über Ackerböden zu verfügen, die nur wenig kontaminiert sind. Die kalten Winter in dieser Region begünstigen zudem den ökologischen Anbau, denn Schädlinge haben in gefrorenen Böden kaum eine Überlebenschance. Die Provinz Heilongjiang ist aber jetzt als Testlauf für „umfassende Reformen für eine ‚modernere Landwirtschaft'“ ausgewählt worden ist. In einem Bericht des ‚Bundesverbands für Wirtschaftsförderung und Aussenwirtschaft‘ (BWA) wird über ein Zusammentreffen im Januar 2016 mit dem Vize-Gouverneur von Heilongjiang geschrieben, in dem es um die ‚Forcierung der Mechanisierung der chinesischen Landwirtschaft‘ geht. In diesem Jahr will Heilongjiang für 35 Mrd. RMB (ca. 5 Mrd. EUR) Agrartechnik aus dem Ausland importieren.

China unter Druck

China muss circa 20% der Weltbevölkerung ernähren und hat aber nur 7% der weltweit landwirtschaftlich nutzbaren Fläche und 6% der Wasserressourcen zur Verfügung. Durch den Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre sind zudem immer mehr Ackerflächen für Straßen, Häusern und Fabriken verschwunden. Dabei sind ohnehin viele Ackerböden durch jahrelangen Missbrauch von Dünge- und Pflanzenschutzmittel so stark vergiftet, dass dort keine Nahrungsmittel mehr angebaut werden sollten. Die Bevölkerung wächst indes rasant weiter. Hinzu kommt, dass der neue Wohlstand in den Städten die Essgewohnheiten der Chinesen stark verändert hat und die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln stetig steigt. Die Nahrungsmittelsicherung der Bevölkerung wird deshalb zunehmend im Ausland stattfinden müssen. Seit Jahren kaufen sich schon große chinesische Staatskonzerne in Ländereien oder Firmen im Ausland ein. Hauptdestinationen sind Russland, Südostasien, Afrika und Südamerika, aber auch Australien und Neuseeland.

Weisse Bohnen mit Rhabarber

Nach dem kleinen Exkurs zu China, kommen hier noch ein paar Infos zu einem besonders regionalen Produkt – neben Rhabarber -, das ich verwende und das direkt aus meiner Nachbarschaft stammt: Honig aus dem Berliner Tiergarten. Im Garten der alten Akademie der Künste haben die Bienen von „Akademiel“ ihr Zuhause und fliegen von dort die herrlichen, blühenden Bäume und Blumen im größten Stadtpark Berlins an. Der kaukasische Flügelnussbaum ist bestimmt mit dabei, und vielleicht auch der Urwelt-Mammutbaum. Im Berliner Tiergarten gibt es eine unglaubliche Vielfalt an faszinierenden Pflanzen- und Tierarten, über 1.400 sollen es sein. Stadthonig gilt als besonders rückstandsarm, denn die Bienen filtern den städtischen Feinstaub komplett. Anders als auf dem Land sind die Bienen auch keinen Pestiziden ausgesetzt, da in der Stadt nicht gespritzt wird.

Das Rezept

Weiße Riesenbohnen mit Rhabarber

FÜR 2 PERSONEN

200 g große weiße Bohnen
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
1 Handvoll Rauke/Ruccola
4 Stangen Rhabarber
2 TL Honig
Öl & Butter zum Anbraten
Essig & Olivenöl
Salz & Pfeffer

Bohnen mindestens 12 Stunden in Wasser einweichen. Zwischendurch das Wasser wechseln.

Die Bohnen mit frischem Wasser und einem briefmarkengroßen Stück Kombu-Alge zum Kochen bringen und so lange köcheln bis sie bissfest sind, aber nicht zerfallen. Je nach Alter der Bohnen kann das zwischen 30 Minuten und einer guten Stunde dauern. Abkühlen lassen und mit einem Geschirrtuch trocken tupfen.

Schalotte und Knoblauch schälen und in Halbmonde schneiden.

Rauke waschen, trocknen und in feine Streifen schneiden.

Rhabarber nur waschen, nicht schälen (so bleibt die schöne rötliche Farbe auch beim Erhitzen erhalten).
Rhabarber in ca. 1 – 2 cm große Stücke schneiden. Etwas Öl in einem Topf erhitzen und die Hälfte der Rhabarber-Stücke kurz anbraten und mit 2 TL Honig karamelisieren. Gegebenfalls etwas Flüssigkeit zugeben. Die Rhabarber-Stücke sollen sich auflösen und eine sämige Masse ergeben. Die zweite Hälfte der Rhabarber-Stücke erst am Schluss dazugeben, damit sie ihre Form behalten. Mit Essig, Salz und Pfeffer abschmecken. Olivenöl dazugeben und alles gut verrühren.

Pfanne mit etwas Butter und Öl erhitzen, und Bohnen knusprig von beiden Seiten knusprig anbraten. Am Ende noch Schalotte und Knoblauch kurz mitbraten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Rhabarber und gebratene Bohnen zusammen anrichten und mit Rauke bestreuen.