Mit ihrem bescheidenen Äußeren erregt sie nicht viel Aufsehen, doch stille Wasser sind auch bei Hülsenfrüchten tief. Eine Liebeserklärung an die heimische Ackerbohne.
Lange bevor die bunten Bohnen über die Ozeane angeschippert wurden, war sie schon hier. Sie ist quasi die Eiche unter den Bohnen. Robust, pflegeleicht, zuverlässig. Seit ca. 300 v. Chr. wird sie hier in die Erde gesteckt und ist Lebensmittel für Mensch und Tier, half über Hungersnöte, über Wirtschaftskrisen und diverse Nachkriegszeiten hinweg. Die Ackerbohne selbst ist noch viel älter. Sie hat schon die Steinzeit miterlebt. Zumindest fand man sie bei einer Steinzeitsiedlung (datiert auf ca. 6000 v. Chr.), die in der Nähe von Nazareth ausgegraben wurde, und auch im Mittelmeerraum war sie ein nicht seltenes Fundstück. Über ihre Wildform ist wenig bekannt, sie gilt als ausgestorben. Fest steht, es gibt eine kleinsamige und eine großsamige Vicia Faba, so ihr wissenschaftlicher Name. Die großsamige wird meist Dicke Bohne oder Puffbohne (Region Erfurt) genannt, während der kleinsamigen weniger klangvolle Namen wie Saubohne und Pferdebohne verliehen wurden. Bei mir heißt sie ganz schlicht Ackerbohne, denn dort wächst sie. Die großsamige Bohne wird hingegen in Deutschland ackerbaulich kaum angebaut.
Im Mittelalter ein Grundnahrungsmittel, heute vergessen
Aufgrund ihres hohen Ertrags war die Ackerbohne im Mittelalter ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Dennoch ist sie über die Jahrhunderte mehr und mehr in Vergessenheit geraten und heute ist sie – wenn überhaupt – nur noch als Tierfutter bekannt. Der Großteil der hiesiegen Ernte (80%) landet aber nicht im Futtertrog, sondern wird ins Ausland exportiert; dorthin, wo sie als Delikatesse geschätzt wird. Die verbleibenden 20% sind tatsächlich Tierfutter und wer versucht, sie als Lebensmittel im Handel zu bekommen, wird verzweifeln. Sie ist nicht erhältlich. Dass die Ackerbohne überhaupt noch angebaut wird, hat einen den Grund: Sie ist unverzichtbar für die Gesundheit und Fruchtbarkeit unserer Ackerböden.
Gesunde Ackerböden & Insektenfutter
Die Ackerbohne zählt zur Familie der Leguminosen und diese verfügen über eine einzigartige Fähigkeit, die Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien). Das funktioniert so: Sobald die Ackerbohnenpflanze signalisiert, „Hallo! Hier sind zu wenig Nährstoffe für mich im Boden!“, heften sich Knöllchenbakterien – die im Boden schlummern und nur auf ihren Einsatz warten – an die Wurzel der Pflanze und sorgen dafür, dass Luft-Stickstoff in den Boden eingebracht wird. Der Boden wird so auf natürliche Weise gedüngt. Davon profitieren aber nicht nur die Ackerbohnenpflanze selbst, sondern auch die im Fruchtwechsel nachfolgenden Kulturen, deren Erträge nachweislich höher ausfallen.
Mit Aufkommen des mineralischen Düngers hatte dieses Zusammenspiel dennoch ein jähes Ende. Monokulturen konnten sich ausbreiten, weil der Fruchtwechsel nicht mehr nötig war. Die Spätfolgen zeigen sich erst allmählich; durch verunreinigtes Grundwasser oder völlig ausgelaugte Ackerböden. Dort wo jahrzehntelang beispielsweise nur Mais angebaut wurde, ist der Boden hart wie Beton und kann letztendlich nicht mehr bewirtschaftet werden.
Auf den Feldern, wo Ackerbohnen angebaut werden, sieht das hingegen anders aus. Ihre langen Pfahlwurzeln lockern den Boden, Feuchtigkeit kann dadurch besser eindringen und sogar tiefer liegende Nährstoffe können in obere Erdschichten befördert werden. Und auch das obere Ende der Pflanze ist von ökologischen Nutzen: Die schönen Schmetterlingsblüten der Ackerbohnen sind eine hervorragende Futterquelle für Bienen und Hummeln.
Interessiert Dich die Bohne?
Die Ackerbohne selbst ist in der Zubereitung sehr vielseitig und einfach zu handhaben. So groß meine Liebe für sie ist, mit Rezepten halte ich mich hier zurück, weil ich weiß, sie ist schwer erhältlich. Tatsächlich gibt es sie derzeit nur in einem einzigen Unverpackt-Laden – unverpackt kiel – im Sortiment. Evtl. gibt es auch Hofläden von Direktvermarktern, in denen sie sich finden lässt.
Wenn Du Interesse an der heimischen Ackerbohne hast, schreibt mir an cookingstation@beanbeat.de, in welcher Region Du wohnst und ob evtl. ein Unverpackt-Laden in Deiner Nähe ist, in dem Du sie kaufen würdest. Ich kann anbieten, Kontakt zum genannten Unverpackt-Laden aufzunehmen und nachfragen, ob sie bereit wären die Ackerbohnen in Bio-Qualität direkt vom Landwirt ins Sortiment aufzunehmen. Gerne können sich auch Hofläden bei mir melden, die Ackerbohnen im Angebot haben. Ich erstelle dann eine Deutschlandkarte mit Bezugsquellen und mache sie online verfügbar. Meine Newsletter-Abonnenten erfahren natürlich als erstes, wann es soweit ist.
Ich liebe Ackerbohnen und kann gar nicht genug davon bekommen, inkl. Rezepte
Liebe Ulrike,
wie schön, da haben wir eine große Gemeinsamkeit! Das freut mich sehr!
Liebe Grüße in den Norden
Cecilia
Hallo Cecilia,
die Puffbohne in Röstform muss nach Erfurt. Die Buga 21 ist in Erfurt. Es wird auf dem Gelände Shops geben. Möchtest du Kontakte haben. Grüße von H. Mohr aus Erfurt
Hallo liebe Heike,
das ist ein spannender Hinweis! Oh ja, ich würde mich sehr über einen Kontakt freuen!
1000 Dank & herzliche Grüße
Cecilia
[…] Ebenfalls über ihre Wurzel wird sie mit Luft-Stickstoff versorgt, den die von ihr angelockten Knöllchenbakterien für sie in den Boden einbringen. Ein faszinierender Bohnen-Kosmos lebt dann in Deinem […]
[…] wunderbar essbar, als Snack, in Fleisch– und Fischersatz, für […]